Emscherkunst-Katalog (1)

1.770 Gramm wiegt der Bursche. Eigentlich nichts für einen Forschungsreisenden, der mit dem Fahrrad unterwegs ist. Warum steckt das Monstrum trotzdem in meiner Packtasche? Erster Grund: Weil der Katalog so schön riecht, nach Druckerei und nach Farbtöpfen. Wenn ich als Kind einen druckfrischen Comic in Händen hielt, dann steckte schnell meine Nase in den Blättern und ich inhalierte tief. Allerdings rochen die Comics in den 1960er-Jahren betörender als der Emscherkunst-Katalog heute. Möglicherweise weil die Farben der Comics giftig waren. Und vielleicht auch, weil meine Nase damals durch den unnachahmlichen Geruch der 1960er-Jahre-Emscher bestens konditioniert war.

Okay, aber nun Emscherkunst. Die Emscher selbst ist zweifellos ein Kunstwerk. Eine wunderbare Mischung aus Natur und Menschenwerk ist hier ebenso eindrücklich und erfolgreich zu bewundern wie – naja, sagen wir zum Beispiel – beim Kölner Dom. Kein Bericht über den Kölner Dom ohne den Hinweis auf das ewig Unfertige dieses Gebäudes. So auch die Emscher: ewig und unfertig in einem. Doch die Emschergenossenschaft strebt seit Jahren erfolgreich dem Ziel zu, mit unterirdischen Kathedralen der Ingenieurskunst das Unfertige zu vollenden. Ich erinnere nur an das Pumpwerk in Gelsenkirchen oder den Emscher-Umbau im Holtener-Bruch. Warum, so frage ich mich also unwillkürlich, muss „Kunst“ genannte Kunst zur Emscher hinzugefügt werden? Sind unsere Emscher und ihr Umbau nicht schon Kunstwerk genug? Also begebe ich mich auf die Suche nach Antworten, indem ich gezielt Orte der Emscherkunst aufsuche. Mit anderen Worten: Fortsetzung folgt.

Emscherkunst – Kunst im öffentlichen Raum im östlichen Ruhrgebiet, Kerber-Verlag, Juni 2016, ISBN 978-3-7356-0240-4, 39,00 Euro


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