Zu Gast bei Willi Möller

Zur Begrüßung kredenzt mir Willi Möller köstlichen Kuchen seiner Schwiegertochter. Dann breitet er Aktenordner mit historischen Fotos und Landkarten vor mir aus. Dabei erweist sich der nette Mann als lebendes Lexikon der regionalen Bergbaugeschichte sowie der Dorfhistorie von Pöppinghausen, einem Flecken im Norden von Castrop-Rauxel. Nach dem Krieg hat hier sein Vater in Gemeinschaftsarbeit mit den anderen Siedlern das kleine Haus für die Familie errichtet. Willi Möller wohnt noch heute hier. Nun starten wir zu einer Fahrradtour rund um Pöppinghausen, das auf einer Insel liegt, geformt von Emscher und Rhein-Herne-Kanal. An manchen Stellen unserer Emschertour sagt Willi Möller: „Als Junge war hier mein Jagdgebiet.“ Und wir sind uns einig, dass es gerade die verbotenen Stellen der gefährlichen Emscherböschung waren, die unser juveniles Interesse weckten – er in Pöppinghausen, ich in Dinslaken. Jetzt haben wir den Beginn der Emscherinsel erreicht, also den Düker, wo sich Emscher und Rhein-Herne-Kanal kreuzen. Mittels des Dükers unterquert die Emscher den Kanal, und zwar mit dem physikalischen Trick der kommunizierenden Röhren. (Zu weiteren Details befragen Sie bitte ihren ehemaligen Physiklehrer) Willi Möller war zugegen, als der jüngste Düker eingepflanzt wurde und berichtet lächelnd, aber auch anerkennend vom leisen Stoßgebet des leitenden Ingenieurs, als das Wasser eingeleitet wurde. Auch befahren wir die König-Ludwig-Trasse, also die Strecke, auf der früher die Züge der Recklinghauser Zeche König Ludwig die Kohle zum Hafen brachten. Auf der Trasse stehen historische Exponate. Dass es noch mehr werden, dafür engagiert sich Willi Möller mit anderen Bergbaufreunden. Als junger Mann er hat selbst in der Zeche gearbeitet. 1962 machte er seinen Meister als Maschinenbauer, und arbeitete dann sein Berufsleben lang bei einer Firma für hydraulische Stützen im Bergbau. Hierzu bereiste er die ganze Welt. Ob USA, Frankreich oder Sardinien (Foto, 2.v.r.: Willi Möller auf Sardinien) – überall wurde die moderne Technik seiner Firma eingesetzt. Ein Wissen, das durch das Sterben des Bergbaus verloren gegangen ist. Auch besuchen wir Michael Goerke, den engagierten Leiter des kommunalen Begegnungszentrums von Pöppinghausen. Hier wird Kinder- und Jugendarbeit ebenso praktiziert wie Gemeinschaftsfeste. Sogar die mehr als 150 Jahre alte kleine, aber feine Dorfkirche kann mir Willi Möller präsentieren. Denn extra für mich hat er der umsichtige Mann den Schlüssel besorgt. Abends sitzen wir zufrieden im Yachthafen und stoßen mit schönen Bier auf den ereignisreichen Tag an.

Tags darauf besuchen wir den (Obacht, langer Name:) Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Arbeitskreis Recklinghausen. Auf einem umfangreichen Privatgelände haben fleißige Hände ein großartiges Bergbaumuseum erschaffen, das einmal im Jahr seine Tore öffnet. Hier kann mir Willi Möller sehr anschaulich, sozusagen am lebenden Objekt, Techniken der Bergbaukunst erklären. Als Dieter Pröve, der Vereinsvorsitzende, eintrifft, lädt mich der sympathische Mann zu einer gemeinsamen Fahrt auf dem Grubenfahrrad ein. Womit früher Handwerker oder Schießmeister unter Tage durch die Stollen rollten, machen wir nun eine lustige Runde um den Ententeich des Vereinsgeländes. Zum Abschied überreicht mir Dieter Pröve einen Häckel, den Bergleute bei Festparaden präsentieren. Ich bin ich sehr gerührt und dankbar. Ab jetzt ist der Häckel stets gut sichtbar an meinen Fahrradpacktaschen befestigt.

—> Hier ist Pöppinghausen
—> Hier ist der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Arbeitskreis Recklinghausen


3 thoughts on Zu Gast bei Willi Möller

  1. hans [publiekhuysen

    sehr geehrter herr möller,
    ist ihnen etwas bekannt über michael pöppinghausen , mitte 17ten jahrhundert vermält mit anna köster. mein ahnentafel geht bis zu diesen person. der namen ändert sich im laufe der jahrzehnten in puppinhuysen, puppelinkhuysen, publiekhuysen.
    an ungefähr mitte 1700 in den niederlanden wohnhaft. ich bin der letzte mann in meiner linie.
    mit freundlichem gruss,
    hans publiekhuysen – Renkum nl.

    1. Sehr geehrter Herr Publiekhuysen,
      ich habe Ihre Anfrage an Willi Möller weitergeleitet und hoffe für Sie, dass er Ihnen Auskunft geben kann.
      Mit schönen Grüßen
      der Emschermensch

      1. Michael Möller

        Hallo Herr Publiekhysen.
        Ich antworte im Namen von meinem Vater Wilhelm Möller.
        Herr Schaldach (Emschermensch) hat uns ihre Nachricht aus dem Emschermensch Blog per Post zugesandt und gebeten sich mit ihnen in Verbindung zu setzen.
        Es kann durchaus sein das ihre Wurzeln auch nach Pöppinghausen reichen. Nachweislich wurde Pöppinghausen im Jahre 1573 unter dem Namen Peppinchuise in einer Karte erwähnt und unser Ortsname hat sich im Laufe der Zeit entsprechend verändert
        Ein Pfarrer der Gemeinde Pöppinghausen hatte mal erzählt dass Wallonen/Niederländer im 15/16. Jahrhundert im Rahmen der Reformation hier zugewandert sein sollen um der Verfolgung zu entgehen. Leider ist davon in der Dorfchronik nichts vermerkt.
        Mein Vater trifft sich demnächst mit dem Autor unsere Dorfchronik und wird ihr Anliegen ansprechen. Sie können gerne anrufen und mit meinem Vater sprechen. Ist sicherlich einfacher als alles per Mail zu klären. Zumal mein Vater keinen Computer/Mailaccount hat
        Sie erreichen ihn unter +49(2305)xxxxxx
        Sie können mich aber auch gerne per Mail anschreiben und wir antworten dann gemeinsam.
        Mit freundlichen Grüßen
        Michael und Wilhelm Möller

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