Von der Straße auf die Bühne
Ralph Hammerthaler war Straßenschreiber der Marktstraße in Oberhausen, einer innerstädtischen Meile mit chronischem Imageknick. Über sein Buch hatte ich hier berichtet. Die Idee, ihn als Straßenschreiber zu verpflichten, wurde im Literaturhaus Oberhausen geboren. Sein Buch war ein Volltreffer. Und nun die Frage: Ist das alles noch steigern? Das Publikum im Theater Oberhausen beantwortete diese Frage gestern Abend mit einem klaren „Jau!“, und zwar in Form von enthusiastischem Applaus. Nach Erscheinen des Buches hatte sich Intendant Florian Fiedler kurzerhand entschlossen, das Buch als szenische Lesung zu inszenieren. Hammerthalers Methode war bestens dafür geeignet. Denn in seinem Buch lässt er Händler, Handwerker und Wirtsleute der Marktstraße in anschaulichen Monologen sprechen. Ergebnis: Die Problemstraße bekommt plötzlich Gesichter. Wir sehen Menschen mit Ideen, Leidenschaften und Sorgen.
Fiedlers Inszenierung setzt genau darauf. So verwandeln die Schauspieler den vollen Theatersaal in eine Marktstraße auf Zeit. Amüsantes wird durch stimmigen Vortrag lebendig. Zorniges wird mit Verve ins Publikum geschleudert, und das Publikum erkennt den Protagonisten – oder gar sich selbst – und lacht und applaudiert begeistert. Am Ende ist klar, die Idee ist gelungen: Die lokale Realität über den Weg der Literatur ins städtische Bewusstsein zu bringen und schließlich als Kondensat auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Nachahmenswert auch für andere Städte. Und: Hoffentlich bleibt Oberhausen jetzt dran – die Marktstraße hätte es verdient.
—> Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1, 46045 Oberhausen
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